Jordanien

 

 

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9.4.2023

South beach, Aqaba, Jordanien

Und da stehen wir, mit dem Camper am Strand und sind immer noch den Kulturschock am Verdauen. Nach fünf Monaten praktisch ohne Touristen in Iran / Kuwait / Saudi, wimmelt es hingegen hier wieder davon. Nicht mit Kopftuch oder Schleier sehen wir hier Frauen, sondern im Tanga am Baden. Naja, man könnte ja in dem muslimischen Land zumindest einen normalen Bikini tragen. Nackte Haut wohin man schaut, und keine 10 Km südlich, sind alle Frauen verschleiert. Kommt uns erstmal ein wenig eigenartig vor :-). Gleich neben uns fährt ein Kleinbus vor, packt Partyzelt und Tauchmaterial aus und einige Touristen machen sich bereit fürs Tauchen. Der Chef der Tauchschule überredet uns kurzerhand zum Tauchen. Völlig spontan haben wir schon bald Flaschen am Rücken und Flossen an den Füssen, bekommen eine 5-minütige Schulung an Land und im Wasser und schon sind wir abgetaucht. Neben Fischen und Korallen beeindruckt uns beim schwerelosen gleiten durchs Wasser vor allem der Panzer in etwa 5 Meter Tiefe. Alles in allem hat sich dieser Schnuppertauchgang sehr gelohnt und hat Spass gemacht.

Nun noch zu einem anderen Thema: Alkohol. Naja, nicht dass wir es brauchen, aber nach den letzten Monaten freuen wir uns doch auf ein Bierchen. Die Info von einem der Tauchlehrer, dass während dem Ramadan (noch 2 Wochen) kein Alkohol verkauft wird lässt unsere Maulecken in die Tiefe sinken. Aber gleich darauf erklärt er uns: „Da drüben, im abgesicherten Hotel-Resort-Komplex könnt ihr Bier kaufen, auch im Ramadan“. Also nichts wie hin, und tatsächlich, in diesem luxuriösen Feriendorf können wir im Minimarkt Bier und Wein kaufen :-).  

 

10.4.2023

South beach, Aqaba – Aqaba, Jordanien

Km: 40

Km Total: 32’990

Wir verlassen den Strand, fahren entlang der Küstenstrasse in die Stadt Aqaba, die einzige Hafenstadt Jordaniens. Unglücklicherweise ist gestern ein monströses Kreuzfahrtschiff in den Hafen eingelaufen, so dass es im Zentrum nur so wimmelt von Touristen. Wir kümmern uns erst Mal um Bargeld und SIM Karte und essen mangels Alternativen (Ramadan) im McDonalds zu Mittag. Den Nachmittag verbringen wir mit der Besichtigung der, ehrlich gesagt, mässig interessanten Stadt. Es gibt die spärlichen Ruinen einer antiken Stadt, eine kleine Strandpromenade, eine hübsch renovierte mittelalterliche Festung und einen kleinen Souk, wo sich Stefan einen völlig überteuerten, aber dringend nötigen ;-), Haar- und Bartschnitt verpassen lässt. 

Später geht’s zum Einkaufen sowie in einen kleinen Wasseraufbereitungsladen zum Wassertank auffüllen. Dabei erleiden wir unterwegs einen kleinen Schock! 

Es gibt hier auf einigen Hauptstrassen kurioserweise Fahrradstreifen, die teilweise mit ca. 40 cm hohen Eisenabschrankungen abgetrennt sind. Wir fahren also gemütlich halb auf dem Fahrradstreifen, als Stefan plötzlich eine Vollbremsung macht und es gleichzeitig unter dem Auto kracht! Scheisse, wir haben den Anfang der Abschrankungen verpasst und sind in den ersten Eisenbügel gerasselt! Wir befürchten Schlimmes! Doch wir sind, dem Unterfahrschutz sei Dank, mit einem blauen Auge davongekommen. 


Ohne diesen hätte es uns die Lenkstangen übel zurichten können. Glücklicherweise ist nun aber ausser ein paar Kratzern nichts zu sehen. Schwein gehabt! Übrigens sehen wir während der Weiterfahrt, dass eigentlich alle dieser „Anfangs“-Abschrankungen arg zugerichtet sind. Wir sind definitiv nicht die einzigen, die diese gut getarnten und „super intelligent“ angebrachten Eisenbügel übersehen haben… 

Nun wollen wir uns nach langer Zeit wieder Mal ein Abendessen in einem „besseren“ Restaurant leisten und landen im topmodernen exklusiven Hotel- und Restaurantkomplex Saraya, wo wir uns eine leckere Pizza in einem guten italienischen Restaurant leisten und auch gleich auf dem grossen Besucherparkplatz übernachten.


 

11.4.2023

Aqaba – Wadi Rum, Jordanien

Km: 90

Km Total: 33’080

Auf dem Parkplatz des abgeriegelten Edelquartiers haben wir gut geschlafen und können auch gleich die Toiletten benutzen :-). Aber wir gehen jetzt lieber weiter, bevor noch die Security etwas sagt. Wir fahren in Richtung Wadi Rum (Top Destination in Jordanien), das laut den Bildern, die wir bereits gesehen haben, Ähnlichkeit mit der Hisma Wüste in Saudi hat. Lassen wir uns überraschen. 

Unterwegs machen wir bei einem ausgedienten Bahnhof mit alten Zügen und einer Dampflok einen kurzen Stopp. Dieser Bahnhof ist ebenfalls auf dem Programm der meisten Touristenbusse. 


Nun aber zum Wadi Rum. Wie erwartet reihen sich Reisebusse aneinander und hunderte von Touristen schlendern beim Besucherzentrum herum. Der Eintritt mit dem eigenen Fahrzeug kostet 26 Franken. Wir bezahlen diesen Beitrag, obwohl man einige Kilometer weiter oben unbemerkt in die Wüste fahren könnte. Die vielen Tour-Wägelis und die unzähligen Camps in der Wüste kommen uns etwas absurd vor, denn 100 Kilometer südlich hatten wir die vergleichbare Hisma Wüste in Saudi, neben vereinzelten Kamelhirten, praktisch für uns alleine! 

Inmitten des Wadi Rum, auf einer Düne, geniessen wir die herrliche Aussicht über die Wüste.  


 

12. – 13.4.2023

Wadi Rum, Jordanien

Km: 70

Km Total: 33’150

Wir verbringen insgesamt drei Nächte im Wadi Rum. Eine faszinierende Wüstenlandschaft mit hohen Felsen, bezaubernden Tälern und roten Sanddünen.

Diese bizarre Gegend diente auch als Kulisse für etliche Filme (z. Bsp. Der Marsianer) und auch der berühmte „Lawrence of Arabia“ hauste Zeitweise im Wadi Rum. Ein Brunnen und ein zerfallenes Haus wo „Lawrence“ lebte, sind beliebte Touristenmagnete.

Nun ein anderes Thema. Das Wetter könnte etwas besser sein, denn oft bläst ein starker und kalter Wind. Und wie das so in einer Wüste halt ist, bringt dieser Wind oft auch Sand mit sich und verschleiert uns ab und zu etwas die Aussicht. Nachts fällt das Thermometer teils auf 5°C (wir sind auf ca. 1000 M.ü.m) und sogar tagsüber müssen wir trotz Sonnenschein eine Jacke anziehen.


Aber wir geniessen es natürlich so oder so und sind begeistert von der wunderschönen Natur. Am dritten Tag wollen wir eine Wanderung unternehmen. Es geht 250 Meter nach oben, über einen offiziellen, aber doch eher gefährlichen Wanderweg. Diese 2.5 stündige Tour ist vermutlich den meisten Touristen zu viel, und passt nicht in das Tour-Programm, und so sind wir denn auch fast alleine. Oben auf dem Berg angekommen, werden wir nicht nur mit einer spektakulären Aussicht belohnt, sondern unser Adrenalin kommt auch auf seine Kosten.

Eine natürliche Felsenbrücke hoch über der endlosen Wüstenlandschaft! Nichts für schwache Nerven. Mit 1.5m Breite eigentlich ungefährlich, aber so hoch über dem Boden bekommt man doch ein mulmiges Gefühl im Magen :-).    

Der Iveco wird auch wieder des Öfteren gefordert, denn oft hat es Sandverwehungen in den Fahrbahnen und wir bleiben ab und zu fast stecken.

Für uns war die Hisma Wüste in Saudi-Arabien trotz allem etwas spektakulärer als das Wadi Rum, da es mehr einzigartige Felsformationen hat und man praktisch immer für sich alleine ist :-). 

 

14.4.2023

Wadi Rum – Shakaria, Jordanien

Km: 60

Km Total: 33’210

Nun ist es an der Zeit weiterzuziehen. Wir verlassen die Wüste, biegen auf der Hauptstrasse ins Dörfchen Disah ab und gönnen uns erst mal etwas Leckeres zu Essen :-). Bereits wird es dunkel und wir gehen gleich wieder weg von der Hauptstrasse wieder in Richtung Wüste, nördlich des Wadi Rum.

 

15.4.2023

Shakaria – Wadi Musa (Petra), Jordanien

Km: 120

Km Total: 33’330

Wir können es nicht lassen! Das Satellitenbild der Wüste nördlich des offiziellen Naturreservats sowie die eingezeichneten Highlights sehen zu verlockend aus, als dass wir hier einfach der Hauptstrasse entlang vorbeirauschen können. Und so kommt es, dass wir ein weiteres Mal in die Wüste stechen

Auch wenn wir bereits einige Wüstentrips hinter uns haben, faszinieren uns die Sand- und Felsenlandschaften und die fantastischen Übernachtungsplätze immer wieder von Neuem. Wir verbringen einen weiteren wunderbaren Tag mit dem Entdecken der wunderschönen Natur. 

Die Sandpiste zurück zur Hauptstrasse führt auch durch ein meist trockenes Flussbett, jedoch haben die heftigen Regenfällen vor einigen Tagen ihre Spuren hinterlassen, so dass die Abfahrt ins Flussbett sowie auch die Auffahrt nicht ganz ohne sind. Natürlich bewältigt der Iveco auch diese Offroadfahrt, vermutlich eine der letzten auf dieser Reise, mit Bravour. 

Nun nehmen wir Kurs auf die berühmteste Sehenswürdigkeit von Jordanien: die Felsenstadt PetraNur wenige Kilometer später und 500 Meter höher (auf 1500m) ändert sich die Landschaft schlagartig. Der Sand und die Felsen weichen einer halbtrockenen und doch grünen Hügellandschaft, wo sogar einige Nadelbäume in den Vorgärten der kleinen Dörfer wachsen und sattgrüne Felder mit Getreide gedeihen. Nach all den beige-braunen Wochen ist dieses Grün auch für uns etwas Besonderes! Über Nebenstrassen nähern wir uns dem Dorf Wadi Musa, der Ausgangspunkt für Petra. Doch um dorthin zu gelangen, geht’s erst mal wieder 500 Höhenmeter runter, das Dorf ist an einen steilen Hang gebaut, die Strassen sind eng, das Verkehrsaufkommen hoch. Eigentlich wollten wir uns hier wieder Mal ein Hotel leisten, doch die bezahlbaren Hotels haben keine richtigen Parkplätze, es herrscht allgemeines Chaos und so landen wir schlussendlich zuunterst im Dorf auf dem grossen und am Abend sehr ruhigen Besucherparkplatz von Petra. Wir parken neben dem deutschen LKW von Susi und Robert, die wir schon im Wadi Rum kurz getroffen haben. 

 

16. – 18.4.2023

Wadi Musa (Petra), Jordanien

Und nun ist es soweit, wir besuchen die grösste Sehenswürdigkeit des Landes. Petra, eines der sieben Weltwunder der Neuzeit. Wir sind nicht ganz die einzigen, denn über eine Million ausländische Besucher strömen jedes Jahr hierher :-). Petra, die über 2100 Jahre alte Hauptstadt der Nabatäer besticht mit seinen Gräbern und Räumen, die aus dem Felsen herausgehauen sind. In Petra hat es unglaubliche 800 registrierte Plätze, darunter um die 500 meist aus dem Felsen gehauene Gräber. Wahnsinn! (Mehr zu Petra hier auf Wiki). Übrigens sind es sehr ähnliche Gräber wie wir sie in Hegra, Saudi zu sehen bekamen. Hegra war die zweitwichtigste Stadt der Nabatäer.

Petra war über Jahrhunderte unentdeckt von der Aussenwelt und lediglich Beduinen hausten hier. Erst 1812 entdeckte der Schweizer Jean Louis Burckhardt die Stadt. Wegen dem aufkommenden Tourismus mussten schlussendlich die Beduinen in den 1980er Jahren aus Petra wegziehen. Viele der Beduinen sind heute in Petra unterwegs und bieten den Touristen Pferde, Kamele und Esel an um Petra zu besichtigen. Sie scheinen jedoch oft etwas arrogant und rüpelhaft! Einzelne Wege zu Aussichtspunkten sind von den Männern in Beschlag genommen und man soll 6 Franken pro Person bezahlen um 5 Minuten den Hang hinauf laufen zu dürfen. Zum einen hat man Verständnis, dass sie ein Vorrecht haben hier zu sein, da sie aus Petra umgesiedelt wurden. Aber auf der anderen Seite sollte bei einer solchen Sehenswürdigkeit nicht eine Wild-West Stimmung herrschen. Ebenfalls sind nach wie vor Kinder der Beduinen unterwegs die anstelle auf der Schulbank auf dem Esel sitzen und Touristen anquatschen.

Aber nun los :-). Vom Besucherparkplatz aus (wo wir übernachten), geht’s zum Besucherzentrum und wir begeben uns auf eine fantastische Wanderung durch die schmale, lange „Siq“-Schlucht.

Durch einen schmalen Spalt erblicken wir die ersten Ecken und Kanten der sogenannten „Treasury“. Ein Bild das einem ewig in Erinnerung bleiben wird. Atemberaubend steht diese 39 Meter hohe Grabstätte da und wir fühlen uns fast wie im hier gedrehten Film „Indiana Jones“ ;-). Spektakulär!

Eindrücke über Eindrücke und unsere hohen Erwartungen an Petra werden in den 3 Tagen regelmässig übertroffen! Neben unzähligen Gräbern, hat es auch Tempel und Kirchen von der Zeit, als die Römer einmarschierten. Zudem ist die Gegend landschaftlich fantastisch und die Felsen weisen Farbmuster auf, wie wir sie noch nie gesehen haben.

Übrigens ist das Gelände von Petra so weitläufig, dass wir es schaffen, in den 3 Tagen 45 Km zu laufen!

Siehe Slide-Show :-)


Aber es gibt auch weniger beeindruckendes in Petra. Es werden (wie wohl überall wo es viele Touristen gibt) teils die Touristen abgezockt. Ob Souvenirs, Taxis oder Supermarkt. Aber bei einer Abzocke stehen sogar uns die Haare zu Berg. Wir wollen am dritten Tag nach „Little Petra“, einige Kilometer entfernt. Ein Taxi wäre 20 Franken, aber wir haben erfahren, dass auch ein Gratis-Shuttlebus fahren soll. Und so gehen wir am Vorabend zum offiziellen Besucherzentrum um abzuklären, wo und wann dieser Bus fährt. Der offizielle Petra-Angestellte erzählt uns Märchen, dass der Bus eventuell wegen Unterhaltsarbeiten auf der Strasse gar nicht fährt und wir ein Taxi nehmen sollen! Und der nächste Morgen bricht an. Wir zotteln über den Parkplatz und können problemlos mit dem gratis Shuttle Service zu „Little Petra“ fahren. Naja!

Petra ist aber auf alle Fälle einen längeren Besuch wert! Eine fantastische, einmalige und immer wieder aufs Neue faszinierende Sehenswürdigkeit!

 

19.4.2023

Wadi Musa (Petra) – Wadi Ghuweir, Jordanien

Km: 40

Km Total: 33’370

Bevor wir die Gegend um Petra verlassen, tanken wir noch Wasser, gleich neben dem Parkplatz. Jetzt noch etwas Mittagessen, auf die Post und Abfahrt. Nach nur einer Stunde kommen wir bei unserem nächsten Ziel an. (Bild: Von unserem Schlafplatz aus).  


 

20.4.2023

Wadi Ghuweir – Shobak Castle, Jordanien

Km: 20

Km Total: 33’390

Vom Übernachtungsplatz fahren wir noch das letzte Stück die steile Strasse hinab ins Wadi Ghuweir. Auch hier wurde die Strasse durch die Regenfälle von voriger Woche, von denen wir übrigens in Aqaba nichts mitbekommen haben, verschüttet. Wir kommen jedoch mit dem Iveco durch und können bis zum Ausgangspunkt der Wanderung fahren. Im Wadi fliesst ein kleiner Fluss, dem wir stromabwärts folgen. Je weiter wir laufen, desto höher werden die Felswände, bis wir uns in einer engen, aber wunderschönen Schlucht befinden. Besonders entzückend sind die kunstvollen Musterungen der Felsen: verschiedenfarbige, feine Gesteinsschichten wurden vom Wasser zu wundervollen Kunstwerken der Natur geschliffen. Eine wahre Augenweide! 

Auch sehr schön sind die vereinzelten Palmen, die sich hoch oben auf kleinen Felsvorsprüngen angesiedelt haben. Obschon nicht viel Wasser durch die Schlucht fliesst, gibt es doch immer wieder Stellen, wo man entweder ziemlich waghalsig klettern muss oder aber nasse Schuhe in Kauf nimmt. Gut vorbereitete Touristen kommen mit Badeschuhen… wir gehören heute definitiv nicht zu dieser Gattung ;-). 

Auch wurden wir überrascht, wie weit man in die Schlucht hineinwandern kann. Da wir eigentlich nicht mit einer Tageswanderung gerechnet haben, kehren wir schlussendlich nach zwei Stunden um. Mit etwas Glück kommen wir mit halbwegs trockenen Schuhen zum Auto zurück :-). Bis zu unserem nächsten Ziel, das eigentlich nur wenige Kilometer entfernt ist, sind innert kürzester Zeit wiederum 700 Höhenmeter zu bewältigen. Der arme Iveco kämpft sich tapfer die steile Strasse hoch :-). Unser Plan, heute noch die Festung Shobak zu besichtigen, scheitert leider. Wegen den heute beginnenden Feierlichkeiten zum Ende des Ramadans wird bereits um 17.00 Uhr Feierabend gemacht. Zu unserem Erstaunen steht auch eine ganze Tourgruppe mit einheimischem Führer vor verschlossenen Türen… So verschieben wir die Besichtigung auf morgen und suchen uns in der Nähe einen Schlafplatz. 

Hier bekommen wir später noch Besuch von zwei jungen lustigen Schafhirten, einer davon normalerweise im Militärdienst, die uns zum Essen und Übernachten in ihr Lager einladen wollen. Dies ist der Beweis, dass auch hier in Jordanien neben den Touristenzentren noch eine grosse Gastfreundschaft gelebt wird. Wir haben uns schon eingerichtet und lehnen dankend ab. Die freundlichen Hirten bleiben noch eine Weile bei uns im Iveco, wir schenken ihnen eine unserer Sonnenbrillen und erhalten als Gegenleistung eine Tasse frisch gemolkene Schafmilch :-)


 

21.4.2023

Shobak Castle – Dana, Jordanien

Km: 40

Km Total: 33’430

Heute Morgen klappt es mit der Besichtigung der Shobak Festung. Die 900 Jahre alte Kreuzritterfestung ist eine von mehreren Festungen östlich des Flusses Jordan, um die damaligen Karawanenwege zwischen Syrien und Ägypten zu kontrollieren. Wie so oft thront auch dieses Ungetüm auf einem Hügel, damit man den Feind schon von weitem erspähen konnte. 

Und weiter geht die Fahrt. Nächster Halt, Dana, ein Steinhäuschen-Dörfchen am Rande des gleichnamigen, 310 km^2 grossen Naturreservats. Eine 3-stündige Wanderung liegt zeitlich noch drin bevor es Abend wird. Die Aussicht in Richtung Wadi Araba und Totes Meer ist schön, aber auch etwas verhangen. Die Tierwelt blieb uns trotz angeblich grosser Artenvielfalt, leider verborgen, aber die Wanderung ist allemal schön und tut gut. 

Trotz des touristischen Ortes sind auch hier die Kinder eine Freude. Man bekommt ein riesen Lachen und ein „Hello“ ins Auto gerufen :-). Etwas oberhalb finden wir ein perfektes Plätzchen zum Übernachten.

 

22.4.2023

Dana – Khirbet Al-Dharieh, Jordanien

Km: 60

Km Total: 33’490

Wir verbringen eine ruhige Nacht auf unserem kleinen Aussichtspunkt, nicht weit von der Strasse, und geniessen während dem Morgenessen die prächtige Aussicht ins Wadi Dana und Umgebung. Auch heute wollen wir nochmals eine Wanderung im Naturreservat unternehmen, jedoch von einem anderen Ausgangspunkt aus. Vorher decken wir uns im nahegelegenen Dorf mit frischem Fladenbrot ein und ergattern auch noch eines der uns unbekannten dunkeln schweren Fladenbrote, welche vermutlich nur zum Ende des Ramadans gebacken werden. Eine willkommene Abwechslung zur üblichen eher dürftigen Brotauswahl ;-). Und wieder ist schon fast Mittag und wir stärken uns vor der Wanderung mit einem leckeren Falafelwrap für 65 Rp. pro Stück! Ausserhalb der Touristenzentren ist das Leben auch in Jordanien sehr günstig. Wir erleben hier allerdings auch eine Schattenseite des Tourismus, denn immer wieder gibt es Kinder, die uns für Geld anbetteln. Und dies in einer teils nicht sehr anständigen Art. Und gibt es leider noch immer Leute, die den Kindern einfach so Geld hinstrecken, was zur Folge hat, dass Kinder zum Betteln anstatt in die Schule geschickt werden. Nach kurzer Fahrt erreichen wir das Besucherzentrum, bezahlen die Eintrittsgebühr von Fr. 13.- p.P. und starten die Wanderung ins Reservat. 

Wir sind nicht lange allein unterwegs, drei junge Jordanier, die mit ihren Eltern einen Ausflug hierher machen und via dem inoffiziellen Weg in das Reservat kommen, schliessen sich uns kurzerhand an und laufen über eine Stunde mit uns durch die schöne Landschaft. Sie sprechen ein wenig Englisch, das sie nicht etwa in der staatlichen Schule lernen, sondern dafür einen kostenpflichtigen Kurs belegen müssen. 


Die Wanderung führt uns zuerst zu einer Felswand mit Höhlen, bei denen es sich angeblich um einen religiösen Rückzugsort oder eine Einsiedelei handelte. Weiter durch steppenartige Wiesen mit blühenden Frühlingsblumen und zu verschiedenen Aussichtspunkten mit wunderbarem Blick auf die knubbeligen Sandsteinlandschaften. Ein aussergewöhnliches Erlebnis ist zudem die grosse Gruppe von ca. 25 Greifvögel, die über uns am Himmel kreisen und die wir mit dem Fernglas sehr schön beobachten können. 

Der Rückweg führt über eine steile und der brütenden Sonne ausgesetzte Strasse, doch zum Glück ist im Eintrittspreis ein Shuttlebus inbegriffen, der uns zurück zum Iveco bringt :-). Wir beschliessen spontan, heute noch ein wenig Strecke zurückzulegen. Vor dem Eindunkeln finden wir in der Nähe von Bienenhäusern und einer alten Tempelruine einen Schlafplatz, wo uns gegen 21.30 Uhr noch drei Männer besuchen, die vermutlich unser Licht gesehen haben und sicher gehen wollen, dass wir keine Bienendiebe sind. 

 

23.4.2023

Khirbet Al-Dharieh – Rakin, Jordanien

Km: 70

Km Total: 33’560

Und wieder besichtigen wir eine Ruine. Wenn sie nicht als Übernachtungsort dienen würde, wären wir sicher an ihr vorbeigefahren. Auch steht sie nicht im Reiseführer, wir haben sie auf Google Maps entdeckt. Wir gehen rein, und unsere kaum vorhandenen Erwartungen werden übertroffen :-). Der 2100 Jährige Nabatäische Tempel ist gar nicht so übel ;-) und wir haben das gesamte Gelände für uns.

Und los geht’s, nach Karak. Bevor wir uns ins Touristengetümmel stürzen, gehen wir wenige hundert Meter neben den meist überteuerten Touri-Restaurants in einen „Local“-Imbiss. Für knappe 5 Franken für beide gibt’s was Leckeres zwischen die Beisserchen und da wir noch ein Dessert wollen gibt’s gleich nebenan einen Teller mit frischesten Baklava für 2 Franken.

Jetzt aber los, wir schlängeln uns zwischen den eng parkierten Touristenbussen durch und betreten das Wahrzeichen von Karak. Eine Kreuzritterfestung wie Shobak, die wir vorgestern besuchten. Shobak war eine der ersten dieser Festungen in der Region, Karak wurde wenige Jahrzehnte später errichtet (beginn 1140er Jahre). Anhand der Touristen könnte man meinen man sei in Frankreich und nicht in Jordanien :-). Die Festung ist mit seinen riesigen unterirdischen Gängen und dicken Mauern echt beeindruckend. 

Aber die Zeit ist reif für etwas Ruhe. Wir haben keine Lust in der Stadt zu bleiben und entscheiden uns einen Schlafplatz ausserhalb zu suchen. Nicht immer so einfach! Auch nicht dieses Mal! Hier in Jordanien scheinen übrigens die Strassen selten mal flach zu sein. Immer geht es steil bergab oder bergauf! Wir fahren also eine Talseite nach oben. Steil! Und mit Hilfe von Google Satellit suchen wir Plätze, die evtl. geeignet sind. Ich, Stefan, bin langsam etwas schlecht gelaunt, da wir sicher bereits 20 Minuten nach einem schönen und ruhigen Platz suchen. Und wir drehen irgendwo in einer Seitenstrasse wieder um und fahren noch weiter hinauf.

Innerhalb von 11 km sind wir nun zuerst 250m nach unten gefahren und gleich wieder 350m rauf! Im kleinen Dorf winken uns die Leute freundlich zu, denn so viele Touristen verirren sich vermutlich nicht hier rauf :-). Der Ärger der Fahrt hat sich gelohnt! Auf einer Erhöhung haben wir eine wunderbare Aussicht in Richtung totes Meer.


 

24.4.2023

Rakin – Totes Meer, Jordanien

Km: 60

Km Total: 33’620

Nun wollen wir aber das Tote Meer auch noch von Nahem sehen! Von unserem Übernachtungsplatz im Hochland Jordaniens fahren wir 1’400 m hinunter, bis wir uns am tiefsten Punkt der Welt befinden; auf 410 m unter dem Meeresspiegel! Das Tote Meer (in Wahrheit ein See) hat selbst nochmals eine Tiefe von 390 m! Wir erreichen den See am südlichen Ende, nicht gerade der ansehnlichste Teil, den hier werden in grossen Verdunstungsbecken Pottasche (Kaliumkarbonat) aus dem Seewasser gewonnen. Die Pottaschevorkommen dieser Gegend sind die zweitgrössten der Welt. Es handelt sich hierbei um das wichtigste Exportprodukt Jordaniens und wird zur Düngemittelherstellung verwendet. Leider ist dieser Gewinnungsprozess, durch den hohen Wasserverbrauch für die Verdunstung, mitverantwortlich für das drastische Absinken des Seespiegels, um bis zu 1 m jährlich!! Hauptverantwortlich dafür ist jedoch die immer weniger werdende Zuflussmenge aus dem Fluss Jordan, dessen Wasser für die Trinkwasserversorgung und den landwirtschaftlichen Gebrauch abgezweigt wird. Wir drehen ab in Richtung Norden und fahren der direkt entlang des Sees führenden Küstenstrasse. 

Die Uferbereiche sind zerfurcht und mit einer Salzkruste überzogen und das Wasser schimmert in verschiedenen Blautönen. Wir suchen einen Platz zum Baden und steuern, mangels Alternativen, einen auf iOverlander erfassten Strandplatz an. Und der ist richtig toll! Ganz alleine, etwas weg von der Strasse und versteckt hinter einem Geröllhaufen, finden wir einen ebenen Platz nahe des Ufers mit super Aussicht. Auch die Temperaturen sind im Gegensatz zum Hochland ziemlich gestiegen, so dass wir vorerst lieber noch im Schatten verweilen. Gegen Abend klettern wir den steilen Abhang zum Wasser hinunter. Hier ist ganz klar ersichtlich, dass der Seepegel früher viel höher war, den überall am Abhang sind Salzablagerungen mit scharfen Kanten vorhanden. Auch das Ufer selbst ist grösstenteils mit einer dicken Salzschicht überzogen, die teils wunderbare Formen bildet und uns ein wenig an die Sinterterrassen in Pamukkale/Türkei erinnern. Leider wurde an diesem Ufer auch viel Müll angespült, unter anderem unzählige Schuhe, die jemand fein säuberlich aufgereiht hat. Da man wegen den scharfen Salzkanten unbedingt mit Schuhen ins Wasser soll, wählen wir uns aus der grossen Altschuhsammlung je zwei Badeschlappen aus, und können so unsere eigenen Schuhe schonen :-). Nun aber ab ins salzige Nass! Etwas skeptisch und völlig unbefangen, steigen wir vorsichtig ins Wasser und lassen uns auf dem Rücken ins Wasser gleiten. 

Und es ist unglaublich! Wie durch Magie trägt uns das Wasser auf der Oberfläche und wir schweben schwerelos dahin! Nie hätten wir erwartet, dass der Auftrieb so stark ist und man wie auf einer Luftmatratze auf dem Wasser treibt! Wenn man auf dem Bauch schwimmt, hat man effektiv Mühe, die Beine wieder auf den Boden zu bekommen! Ein einmaliges Erlebnis! Zum Glück haben wir keine offenen Wunden, denn bei einem Salzgehalt von über 30 % könnte dies schmerzhaft sein! Auch spannend ist, dass man das Salz im Wasser regelrecht sieht. Nach ca. 10 Minuten stiegen wir wieder aus dem Wasser, denn angeblich sollte man aus gesundheitlichen Gründen nicht allzu lang darin verweilen. Übrigens hat sich im Verlauf des Nachmittags ein weiteres Reisefahrzeug zu uns gesellt: Marietta und Martin aus Zürich, unterwegs seit 10 Monaten mit einem grossen MAN Lastwagen. Und wir haben sie auch gleich als Fotografen angestellt :-). Nun aber schnell zurück zum Camper zum Duschen, denn das Wasser fühlt sich auf der Haut unangenehm glitschig an und als wir beim Camper ankommen ist bereits eine gut sichtbare Salzschicht auf unserer Haut eingetrocknet. 

 

25.4.2023

Totes Meer – Totes Meer, Jordanien

Km: 30

Km Total: 33’650

Nach kurzer Fahrt erreichen wir das Besucherzentrum des Wadi Mujib, wo wir heute eine Wanderung durch das Flussbett unternehmen wollen. Doch erst Mal sind wir etwas schockiert, denn der Parkplatz ist rappelvoll und im Eingangsbereich wimmelt es von Touristen. Dass hier so ein Andrang ist, hätten wir nicht erwartet. Und auch den Eintrittspreis von Fr. 28.- p.P. finden wir eher stolz angesetzt. Doch reizt es uns, denn die Wanderung führt durch ein wasserführendes Flussbett und auch ein wenig Action wird versprochen. Also los! Wir ziehen wassertaugliche Klamotten und Schuhe an, und da wir nicht auch noch die Miete für einen Nassbeutel bezahlen wollen, verpacken wir unsere Kamera in zwei Tupperware :-). Noch müssen wir warten, denn es werden nur eine gewisse Anzahl an Leuten hineingelassen. Nach einer halben Stunde sind wir dran, wir werden mit Schwimmwesten ausgestattet und los geht das Abenteuer! Es fängt ganz harmlos an, man watet durch einen knöchelhohen, teils hüfthohen Fluss stromaufwärts, immer wieder gibt es Sandbänke, und wir denken schon, dass die Schwimmwesten wohl etwas übertrieben sind… ;-). 

Die entgegenkommenden Leute schauen etwas verwirrt auf unseren Rucksack und einer meint, dass wir den wohl besser irgendwo deponieren, denn man müsse weiter hinten richtig schwimmen. Na ja, der übertreibt bestimmt, und natürlich haben wir einen Rucksack dabei, der auch nass werden darf, vorausgesetzt das Tupperware hält. Doch natürlich hat der nette Mann recht ;-). Die Schlucht wird enger, das Wasser tiefer, zuerst bewältigen wir kurze Strecken schwimmend, bald an befestigten Seilen durchs Wasser hangelnd und der Strömung trotzend, dann über Felsen und Leitern hochkletternd, bis wir nach zwei Stunden den Endpunkt erreichen, wo es einen schönen Wasserfall gibt und einen riesigen Steinwürfel, der zwischen den Felswänden eingeklemmt ist. 

Leider laden die Temperaturen in der schattigen Schlucht und mit den pitschnassen Kleidern nicht zum langen verweilen ein und so nehmen wir schon bald den Rückweg in Angriff. Bei den schwierigen Stellen gibt’s natürlich, trotz limitiertem Einlass, etwas Stau und man hat hier Zeit, das Geschehen zu beobachten. Leute werden an Schwimmwesten über die Felsen hochgezogen, rutschen unkontrolliert über Felsenrutschen hinunter oder kämpfen sich mit Ach und Krach an den Seilen hoch oder runter. Es ist sehr deutlich, dass einige Leute die Wanderung etwas unterschätzt haben. Auch wir waren überrascht, wie anspruchsvoll einige Stellen sind. Doch wir kommen zum Glück ohne Schrammen heil wieder runter und finden, dass sich die Wanderung, trotz des hohen Eintrittspreises, definitiv gelohnt hat. Auch die Schlucht selbst war sehr eindrücklich mit schönen rund geschliffenen Felsen und Gesteinsschichten.

 

26.4.2023

Totes Meer – Ma’in, Jordanien

Km: 30

Km Total: 33’680

Am nördlichen Ende des Toten Meeres befinden sich fast nur noch Luxusresorts. Und so nehmen wir neben einem Endless-Pool unser Mittagessen (28 Franken) und fahren bald weiter. Ach ja, wir haben vor ein paar Tagen unser vorderes Nummernschild verloren und dies ist wohl der Grund, warum uns jetzt die Polizei bei einem Checkpoint anhält. Der Polizist verlangt die Ausweise, will sie aber am Schluss, als er das hintere Nummernschild gesehen hat, gar nicht mehr prüfen :-). Wir fahren vom tiefsten Punkt der Erde etwa 1000 Höhenmeter rauf und sind trotzdem erst auf einer Höhe von 600 Metern :-). 

Neben einer sehr ruhigen Seitenstrasse finden wir einen herrlichen Übernachtungsplatz mit super Ausblick aufs Tote Meer und die Vororte von Jerusalem auf der anderen Seeseite.

 

27.4.2023

Ma’in, Jordanien

Der Übernachtungsplatz gefällt uns so gut, dass wir beschliessen noch einen Tag zu bleiben. Bei schöner Aussicht aufs Tote Meer machen wir nicht viel mehr als Berichte schreiben und dazu ein Glas Rotwein trinken :-).

 

28.4.2023

Ma’in – Madaba, Jordanien

Km: 40

Km Total: 33’720

Wir nehmen die kurze Strecke nach Madaba in Angriff. Madaba wird ebenfalls von den meisten Touristenbussen angefahren und ums Besucherzentrum herum wimmelt es zudem von etlichen Mietautos. Madaba ist bekannt als Mosaikstadt. In Kirchen sowie in Privathäusern entstanden zwischen dem 5. und 7. Jahrhundert etliche, absolut beeindruckende Mosaike auf den Fussböden. Als besonders bedeutendes Mosaik gilt eine Landkarte von Palästina, die den Boden einer Kirche schmückt.

Am Abend ziehen alle Reisebusse weiter und der liebe Wachmann des Parkplatzes lässt uns auf dem abgesperrten Platz übernachten und bringt uns sogar noch eine Kanne Tee :-).

 

29.4. – 1.5.2023

Madaba – Amman & Amman, Jordanien

Km: 40

Km Total: 33’760

Heute sind wir gezwungenermassen früh unterwegs, da wir vor 8.00 Uhr unseren Parkplatz für die unzähligen Reisebusse freigeben müssen. Nach kurzer Fahrt kommen wir in der Hauptstadt Amman an und steuern erst Mal die langersehnte Self-Service-Wäscherei an. So komisch es tönt, aber wir freuen uns richtig, endlich unsere Wäsche wieder Mal selbst erledigen zu können :-). Und wir sind nicht die einzigen Reisenden, die von diesem Service Gebrauch machen. Bald fährt ein grosser Mercedes-Vario auf den Parkplatz und wir machen Bekanntschaft mit Ellie und Sebastian aus Deutschland. Mit Reiseerlebnissen austauschen lässt sich die Wartezeit im Waschsalon sehr gut überbrücken :-). Da uns der öffentliche Parkplatz beim Waschsalon relativ ruhig scheint, beschliessen wir gleich hier zu Übernachten und per Taxi in die Stadt zu fahren, zumal die Taxifahrten sehr günstig sind. In den zweieinhalb Tagen in der Stadt besuchen wir einige der Hauptsehenswürdigkeiten (römische Ruinen, Jordanmuseum), nehmen an einer abwechslungsreichen Streetart-Tour teil, verbringen einen lustigen Abend bei leckerem Essen mit Ellie und Sebastian und bestaunen moderne Kunst in einem historischen Gebäude. 

Die Stadt Amman erstreckt sich heute über neunzehn Hügel und dies macht sich bei der Besichtigung bemerkbar, denn wir steigen zig Treppen hinauf oder hinunter. Im Allgemeinen hat uns die Stadt gut gefallen: der quirlige Stadtkern mit seinen Märkten und Ladenvierteln, die ruhigen Quartiere mit gemütlichen Cafés oder die modernen Viertel mit guten Restaurants und kreativen Geschäften. 

Trotzdem müssen wir zugeben, dass die Stadt nicht unbedingt zu unseren Favoriten zählt. Nun noch zu einem unschönen Thema. Im Souk treffen wir per Zufall auf ein sehr trauriges Bild: Haustiere, wie junge Hunde, Katzen, Kaninchen und Schildkröten, in kleinen dreckigen Käfigen, allesamt nicht wirklich gesund aussehend und auf ein neues Zuhause wartend. Auch junge farbig gefärbte Hühner sind im Angebot, zu welchem Zweck wissen wir nicht. Natürlich herrschen nicht nur bei der Züchtung von Haustieren massive Missstände, sondern auch in der Nutztierhaltung. Die Tiere werden oft stark misshandelt, was leider noch in vielen Ländern der Welt der Fall ist. Da vergeht einem der Appetit auf Fleisch definitiv! 

 

2.5.2023

Amman – Dibeen Forest Park, Jordanien

Km: 50

Km Total: 33’810

Als erstes brauchen wir heute ein neues Nummernschild.

Wir haben ja das vordere vor wenigen Tagen verloren. Also, PowerPoint am PC öffnen, Autonummer kreieren und im Copyshop drucken und laminieren lassen. So einfach geht das. Mal schauen ob wir in wenigen Tagen ohne Probleme so nach Israel einreisen können :-).


Bevor wir die Hauptstadt verlassen, benötigen wir Wasser. Gleich in der Nähe gibt’s einen Wasserturm wo man gratis Wasser auffüllen kann. Wir bekommen den Riesenschlauch vom zuständigen Mann und beginnen zu füllen. Ein Duft wie in einem Schwimmbecken dringt in unsere Nasen!! So chlorhaltiges Wasser bekamen wir auf der gesamten Reise nie! Und so hören wir nach etwa 20L auf, verabschieden uns und gehen wenige Hundert Meter weiter in einen Trinkwasser Shop. Wir füllen weitere 200L frisch gefiltertes Trinkwasser ein, müssen aber dafür einen stolzen Preis von 35 Franken bezahlen! Neuer Rekord auf der Reise. Naja… Jetzt noch Geldwechseln und einkaufen gehen. Und zwar nicht in irgendeinen Supermarkt, sondern in einen der Schweizer Käse verkauft :-). Unser Mittagessen nehmen wir in einem Malaysischen Lokal und geniessen das uns doch bekannte Essen, denn wir waren ja auf der vorderen Reise für 2.5 Monate in Malaysia unterwegs.

Nun aber los, endlich weg aus der Hauptstadt und rein in den Wald. Ach ja, übrigens überlegen wir uns gerade, wann wir wohl das letzte Mal einen richtigen Wald zu Gesicht bekamen? Es muss ein halbes Jahr her sein! Wir finden ein wunderbares Plätzchen mitten im Wald und richten uns ein. Und jetzt passiert etwas, das wir auf der gesamten Reise nicht annähernd erlebten! Ein junger Mann und ein Knabe, etwa 10 Jahre alt, kommen beim Camper vorbei und wollen Früchte verkaufen. Wir haben Mitleid mit den Kerlen und kaufen ihnen etwas ab. Sie haben Erdbeeren, eine Art gelbe Zwetschgen und uns unbekannte grüne kleine Früchte im Angebot. Pro Schachtel 2 JD (Jordanien Dinar 1JD = 1.30 Franken). Wir nehmen also 2 Schachteln (Erdbeeren und Zwetschgen) und geben 4JD. Der Mann will unbedingt, dass wir noch eine Schachtel grüne Früchte kaufen. Wir knicken ein und nehmen noch die grünen Früchte. Wir haben kein Kleingeld und geben eine 10JD Note. Also insgesamt 14JD. Er sackt die Note ein und will uns noch mehr Früchte geben, was wir vehement ablehnen. Und wir merken allmählich, dass er uns einfach kein Herausgeld geben will! Nach einigem diskutieren schickt er den Knaben fort und wir diskutieren mit Google Translate weiter. Nach langem hin und her gibt er uns 2JD zurück. Wir sagen ihm, dass er ein Dieb sei, wir extrem enttäuscht sind, und wir so etwas Schlechtes noch nie erlebt haben! Wir wollen es aber nicht eskalieren lassen, denn wir übernachten ja alleine im Wald, und so lassen wir ihn mit dem erschlichenen Geld ziehen! Es geht ja nicht ums Geld (6JD) selbst, sondern einfach um die Tatsache, dass wir hinterlistig bestohlen wurden. Ob er für irgendetwas wichtiges dringend Geld benötigt oder einfach ein Gauner ist, werden wir nie wissen!     

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3.5.2023

Dibeen Forest Park – Souf, Jordanien

Km: 30

Km Total: 33’840

Nach wenigen Kilometern erreichen wir die Stadt Jerash, wo sich eine der Hauptsehenswürdigkeiten Jordaniens befindet. 

Kaum dort, sehen wir zum ersten mal in unserem Leben einen echten König :-). Der König von Jordanien ist vor Ort und wir können trotz der etwas nervösen Sicherheitskräften ein Foto von ihm schiessen. 


Jetzt aber weiter im Text. Mit hunderten von anderen Touristen besichtigen wir am Nachmittag die antike römische Stadt Gerasa, die vor ca. 2000 Jahren ihre Blütezeit erreichte. Und obschon wir nun doch schon einige römische Stätten gesehen haben, sind wir von den sehr gut erhaltenen, teils aufwändig restaurierten und über eine grosse Fläche verteilten Bauten sehr beeindruckt. Sehr bleibend ist auf jeden Fall das säulengesäumte ovale Forum (Marktplatz), das in eine 700 m lange, mit 260 Säulen gesäumte Strasse mündet. 

Beide Bauwerke sind mit den Original-Steinplatten bepflastert und wir probieren, uns das einst rege Leben auf dieser Strasse vorzustellen. Die tausenden von Wagenrädern haben jedenfalls ihre Spuren in den Steinplatten hinterlassen. Auch die übrigen Bauten, wie die zwei römischen Theater, verschiedene Tempel, Tore, Brunnen, Kathedralen etc. sind sehenswert. 

Da wir bei der Hitze nicht in der Stadt übernachten wollen, ziehen wir weiter. Im hügeligen Norden ist man bald in höheren Gefilden, jedoch finden wir nicht sofort ein geeignetes Plätzchen zum Übernachten, da wir noch in einem ziemlich besiedelten Gebiet unterwegs sind. Wir biegen schlussendlich in eine ungeteerte Nebenstrasse ein, die unerwartet schmal und unwegsam wird, und landen in einem schönen idyllischen Weinbaugebiet, wo wir schlussendlich einen schönen ruhigen Platz finden. 

 

4.5.2023

Souf – Al-Hawi, Jordanien

Km: 40

Km Total: 33’880

Immer noch unterwegs auf wirklichen Nebenstrassen! Wir sind froh, dass wir überall durchkommen :-). Unterwegs müssen wir stark bremsen, denn ein Chamäleon trottet auf dem Teer herum. Zum Glück hat es seine Farbe nicht von grün auf strassengrau gewechselt ;-). In dieser Gegend von Jordanien ist es äusserst grün und wir staunen wie schnell in diesem Land die Landschaften drastisch wechseln können.

Am Nachmittag beginnt die Suche nach einem Schlafplatz von neuem. Diesmal werden wir schneller fündig. Und es ist ein herrlicher Platz mit Aussicht auf die umliegende grüne Hügellandschaft. Das haben wir uns doch als Abschluss in Jordanien verdient :-).

 

5.5.2023

Al-Hawi, Jordanien

Berichte schreiben und die Aussicht geniessen während ich (Stefan) etwas erkältet bin und Kopfschmerzen habe.

 

6.5.2023

Al-Hawi, Jordanien – HaGilbo’a Reserve, Israel

Km: 70

Km Total: 33’950

Heute kommt der Tag, an dem wir ein Land weiterziehen. Nicht irgendein Grenzübergang steht bevor, sondern ein Übertritt in eine andere Welt. Aus der muslimischen arabischen Welt in eine moderne westliche Gesellschaft, die Israel heisst. Ein Übertritt aus einer liebgewonnen, herzlichen Welt in eine sachliche, zurückhaltende Welt. Wir sind uns dessen bewusst und geniessen die letzten Momente in der jordanischen Kleinstadt Der Abi Saeed. Und es passt Alles. Zum Mittagessen gibt’s im kleinen Imbiss ein Falafel-Sandwich und die Einheimischen plaudern sofort mit uns und bieten uns gleich ihre Stühle an um abzusitzen. Ein Teenager will gleich auf Facebook in Kontakt bleiben und der Falafel-Chef, der uns noch in sein Haus einladen wollte, sowie die Gäste winken uns zu beim Verlassen des Lokals :-).

Auch der Verkäufer beim Gemüsestand, wo wir uns mit gesundem Essen eindecken, hat Freude und schenkt uns einen Knoblauch und auch der Erdbeerenverkäufer lächelt uns entgegen. Mit diesen letzten Erlebnissen zotteln wir mit Wehmut weiter Richtung Grenze. Ja man glaubt es kaum, aber in den zwei Jahren, in denen wir jetzt schon unterwegs sind, verbrachten wir ein ganzes Jahr in muslimischen Ländern und fühlten uns immer herzlich willkommen, sehr sicher und hatten fast ausschliesslich gute und schöne Erlebnisse.

Nun gut, die Grenze nähert sich uns. Wir durchfahren zwei Checkpoints, wo sie einen kurzen Blick ins Fahrzeug werfen, bevor wir überhaupt an der eigentlichen Grenze ankommen. Auf jordanischer Seite werden wir nochmals 5 Minuten durchsucht. Was uns hier auffällt, sind die Haufen von Jordanischen Nummernschilder im Büro eines Zöllners und wir sehen bald woher die kommen. Die wenigen Israelis (meist Palästinenser), die nach Jordanien gehen, müssen an der Grenze ein Jordanisches Nummernschild montieren und bei der Rückreise können sie dieses wieder abgeben. Eine reine Sicherheitsmassnahme, da man mit israelischen Nummernschilder in dem arabischen Nachbarland nicht überall beliebt ist (um es nett auszudrücken)! Auf der Israelischen Seite geht es einfacher als erwartet. Als wir vor 9 Jahren mit dem Landrover von Ägypten nach Israel einreisten, mussten wir das gesamte Fahrzeug komplett leerräumen und alles scannen! Dieses Mal dauerte die Durchsuchung 5 Minuten! Und auch die Fragen bei der Passkontrolle halten sich in Grenzen und wir werden nicht wie Verbrecher verhört (wie vor 9 Jahren). Das einzige was schief läuft ist die Autoversicherung! Wir bemerken erst hier, dass unsere grüne Versicherungskarte (5 Jahre gültig) Ende 2022 abgelaufen ist! Leider sind wir nun gezwungen für 190 Franken eine Versicherung für 20 Tage zu lösen, obwohl wir aus der Schweiz versichert wären! Ärgerlich. Und wir sind nach insgesamt 3.5 Stunden eingereist in Israel. Alles sieht aufgeräumter, sauberer und ordentlicher aus. Die Leute laufen ähnlich gekleidet herum wie bei uns und wir fühlen uns, als wären wir mit dem Flieger zurück nach Hause geflogen. Wir müssen uns erst einmal daran gewöhnen. Auf einer Hügelkette finden wir einen ruhigen Platz zum Übernachten mit schöner Aussicht nach Jordanien und ins Westjordanland rüber.

.Ende