Georgien Teil 5: Waschlowani Nationalpark 

 

 

22. – 31.8.2022

Km: 650

Km Total: 19’760

 

Strecke:

Tiflis – Dedopliskaro – Bear Canyon – Usakhelo View Point – Mijnis Qure – Shavi Mountain – Dedopliskaro – Takhti-Tepha Schlammvulkane – Höhlenkloster Sabereebi – Mravaltskaro Stausee – Shulaveri

 

Anreise:

Wir verlassen Tiflis und steuern den tiefen Südosten Georgiens an. Der Grund für unsere Rückkehr nach Georgien ist der vielgerühmte Vashlovani Nationalpark, dessen Besuch wir uns nicht entgehen lassen wollen. Auf dem Weg dorthin durchqueren wir die bekannte Weinbauregion Kachetien, woher mehr als die Hälfte des georgischen Weins kommt.

Übrigens hat Georgien eine uralte Weintradition: seit mindestens 8000 Jahren wird hier Wein gemacht und getrunken und es wird gar gemunkelt, dass die Weinherstellung ihren Ursprung in Georgien hat. Viele Familien stellen auch heute noch ihren eigenen Wein nach alter Methode her, wobei die ganze Frucht, samt Traubenschalen, Kernen und oft auch Stielen in grossen Tongefässen, welche in die Erde vergraben werden, fermentiert wird. Aber auch im kommerziellen Stil wird Wein produziert und viele Winzer stellen heute hervorragenden Wein im europäischen Stil her, der in alle Welt exportiert wird. 


Wir fahren an verschiedenen Weingütern vorbei, aber irgendwie macht uns eine Weindegustation bei den momentanen Temperaturen über 30 Grad nicht wirklich an. Zudem haben wir in unseren zwei Monaten im Land verschiedene Male leckeren georgischen Wein getrunken, sowohl hausgemachten als auch den „normalen“.

 

Dedopliskaro:

Das Dorf Dedopliskaro ist der Ausgangspunkt für den Nationalpark, wo wir die Permits holen und uns mit Essen und Trinkwasser eindecken. Während unseres 8-tägigen Aufenthalts im Park kehren wir einmal hierher zurück, um anschliessend den westlichen Teil des Parks zu besuchen. Beide Male übernachten wir in der Nähe der „Adlerschlucht“, wo wir nicht nur Adler durch die Lüfte gleiten sehen, sondern auch um die zwanzig Gänsegeier in den steilen Felswänden beobachten können!

Unterwegs in den Nationalpark machen wir einen kurzen Abstecher zu einer besonderen Kuriosität: den alten Militärflugplatz „Big Shiraki“, der von der Sowjetregierung um 1950 erbaut wurde, seit 1992 unbenutzt dem Zerfall geweiht ist und heute wieder als Landwirtschaftsland genutzt wird.

Man kann ungehindert mit dem Auto auf der Landebahn und zwischen den ca. 20 Hangars umherfahren. Die meisten Hangars sind abgeschlossen, teils werden diese genutzt um Stroh- oder Heuballen zu lagern. Von den Fluggeräten ist nicht mehr viel übriggeblieben, nur ein halb zerlegtes Wrack eines alten Kampfjets steht noch verlassen in der Gegend.

 

Vashlovani Park und Chachuna Park:

Und nochmals entdecken wir eine ganz andere Seite des vielfältigen Landes Georgien. Der Vashlovani Park liegt im äussersten Südosten, eine abgelegene und eher wenig besuchte Region an der Grenze zu Aserbaidschan. Jenseits des Dorfes Dedopliskaro weichen ausgedehnte Weizenfelder einer seltsamen Halbwüstenzone, in der sich erodiertes Ödland mit Steppenwiesen, Schluchten, Savannen und Wäldern entlang des Alzani-Flusses abwechseln, der die Grenze zu Aserbaidschan bildet.

Eine für uns faszinierende und spektakuläre Landschaft! Doch auch in diesem trockenen und kargen Gebiet leben Menschen mit ihren Tieren, allerdings nicht im Sommer. In der heissen Zeit ziehen die Schafhirten mit ihren Tieren in die Berge, angeblich nach Tuschetien. Nur die baufällig und primitiv aussehenden Ställe und Behausungen deuten auf die Bewirtschaftung des Landes hin. Nach vier Tagen verlassen wir den Vashlovani Park und bewegen uns weiter Richtung Westen in den Chachuna Park. Hier erwartet uns nebst einer ähnlich spektakulären Landschaft eine weitere Besonderheit: Schlammvulkane! An zwei verschiedenen Stellen steigt hier Gas aus der Erde und befördert flüssigen Schlamm an die Oberfläche, teilweise angereichert mit Erdöl oder Teer.

Einige der Schlammlöcher sind vom Erdöl schwarz gefärbt und der Duft des schwarzen Goldes liegt deutlich in der Luft. Auch ergibt die Mischung von Schlamm und Öl teils schöne Muster auf der Oberfläche der Schlammlöcher, wie marmoriert,.

Dieses Naturspektakel liegt mitten im nirgendwo, weit und breit kein Mensch, keine Abschrankungen und einige ganz Schlaue fahren mit den Autos sogar bis in die Vulkanfelder rein.

 

Sabereebi Höhlenkloster und David Gareja Klosteranlage:

Da wir von den Schlammvulkanen nicht den ganzen Weg zurückfahren wollen, nehmen wir die Offroad-Strecke in Richtung Westen. Dies dauert wiederum zwei Tage, wobei wir unterwegs das Höhlenkloster Sabbebi besichtigen und auch direkt vorne dran übernachten. Damit man in die Höhlen gelangt, muss ein steiler Hang bewältigt werden, dann führt ein mehr oder weniger halsbrecherischer Weg von Höhle zu Höhle.

Das Kloster wurde ab dem 9. Jahrhundert von Mönchen bewohnt; heute leben dort nur noch unzählige Tauben. Wir sind erstaunt, dass es in den Höhlenkirchen noch Fresken zu sehen gibt, viele davon weisen jedoch Spuren von Vandalismus auf sowie viele Gravuren von Besuchern, die sich hier verewigt haben. Auch diese Sehenswürdigkeit ist frei zugänglich, keine Aufsicht, aber auch keine Informationen sind vorhanden. Allerdings sind die Höhlen anscheinend sehr brüchig und weisen Risse auf, deren Bewegung von hochsensiblen Bewegungssensoren kontrolliert werden. In dem kilometerlangen Felsband sind verschiedene solcher Klosteranlagen verteilt, die meisten vermutlich nicht zugänglich.

 

Gegen Ende unseres Trips steht eine weitere Klosteranlage auf dem Programm. Wir müssen zugeben, dass es nicht mehr so einfach ist, uns zu beeindrucken, wenn es um Klöster geht ;-). Viele Gotteshäuser kreuzten unseren Weg in den letzten Monaten. Aber diese Anlage ist wunderschön und einmalig. Die David Gareja Klosteranlage (6. Jh.), gelegen direkt an der Aserbaidschanischen Grenze, bestehend aus etwa 20 Klöstern. Unser Besuch beschränkt sich auf das Hauptkloster Lavra, denn die anderen sind wegen Spannungen der beiden Länder gesperrt, wie uns die anwesenden Grenzpolizisten erklären.

Nicht nur das Lavra Kloster selber ist fantastisch, sondern es liegt auch noch in einer spektakulären Regenbogenfelslandschaft! Das Kloster ist aus Stein und Holz erbaut, besteht aber ebenfalls aus Höhlen und dies ergibt eine faszinierende und abwechslungsreiche Mischung die uns begeistert.

 

 

Strassen im Vashlovani Nationalpark:

Um überhaupt ein Permit für den Park zu bekommen wird geprüft, was man für ein Auto hat. Vermutlich haben sie keine Lust Fahrzeuge aus dieser verlassenen Wüstengegend abzuschleppen :-). Unserem Iveco wird selbstverständlich problemlos Zutritt gewährt. Über 350 km Off-road legen wir zurück. Teils über einigermassen angenehme Pisten, aber oft eben auch über steinige Wege, unwegsame Felspassagen oder durch enge Bachbette.

Wir sind übrigens sehr froh haben wir ein altes, bereits verkratztes Fahrzeug, denn einige Wege sind auf beiden Seiten von harten, zähen Büschen gesäumt und ein grelles, lange andauerndes, Kratzgeräusch dringt hier und da in unsere Ohren ein. Und dann sind da noch einzelne Brücken die unser Adrenalin ansteigen lassen. Bei der einen Flussüberquerung haben wir zwei Optionen: Brücke oder durch den Fluss fahren. Erster Stopp Brücke: Zu schmal und tiefe Bäume; nehmen wir nicht. Zwei Minuten später bei der Flussdurchfahrt: Los, zurück zur Brücke :-). Jetzt haben wir zwei Möglichkeiten: Die Brücke zu überqueren wo wir vor 5 Minuten gesagt haben „geht nicht“, oder einen sehr langen Umweg nehmen!

Und so fahren wir im Schneckentempo über die zu schmale Eisenbrücke! Ein Rad auf der Brücke, das andere auf dem Brückenrand. Mit Geduld haben wir es geschafft und sind froh, heil angekommen zu sein. Nach tagelangem Off-road fahren sind wir und auch unser Iveco äusserst froh wieder asphaltierte Strassen unter den Reifen zu haben!  

 


 

Übernachtungsplätze und Checkpoints:

Im Waschlowani Nationalpark bewegen wir uns oft nahe an der Grenze zu Aserbaidschan, begegnen hier und da den Grenzwächtern und müssen unser Permit, das wir am Anfang in Dedopliskaro beantragt haben, vorweisen. Die Übernachtungslätze im Park sind phänomenal und wir haben die Plätze für uns alleine obwohl es offizielle „Campingplätze“ vom Nationalpark sind. Oft steht sogar eine Toilette zur Verfügung, richtig Luxus :-). Einer der Plätze liegt direkt am Grenzfluss zu Aserbaidschan, wo wir sogar Bärenspuren am Flussufer sehen.

Eines Abends stellen wir uns wieder auf einen der „offiziellen“ Plätze neben den Takhti-Tepha Schlammvulkanen und richten uns für die Nacht ein. Etwa 3 km entfernt von der Grenze zu Aserbaidschan. Es ist 22:30 Uhr, kurz vor dem ins Bett gehen, als von weitem die Lichter eines Autos zu sehen sind! Wer fährt da noch rum um diese Zeit? Natürlich die Grenzpolizei! Sie grüssen freundlich, kontrollieren unsere Pässe und das Permit und einer der Uniformierten zeigt uns daraufhin sein Handy wo darauf steht: „Hier können wir nicht schlafen, wir müssen weg!“. Alles argumentieren ist zwecklos! Wir packen alles zusammen und sind 10 Minuten später startklar. Wir werden von der Grenzpolizei eskortiert! In kompletter Dunkelheit müssen wir 30 Minuten auf Offroad Wegen dem Pickup hinterherfahren bis wir aus der „verbotenen“ Zone draussen sind! Anscheinend gibt’s momentan gewisse Spannungen zwischen Georgien und Aserbaidschan. Am nächsten Tag begegnen wir denselben Jungs an einem Checkpoint. Er fragt uns freundlich, ob wir gut genächtigt haben (mit Google Translate), lächelt und entschuldigt sich nochmals für das Wegjagen mitten in der Nacht.

 

 

Weiterreise:     

Unsere vorletzte Nacht in Georgien steht an und wir verbringen diese in der Nähe von Rustavi. Umgeben von Regenbogenfelsen an einem kleinen Stausee. 

Am nächsten Tag geht’s erst mal nach Rustavi, eine etwas heruntergekommene alte Industriestadt mit unzähligen ausrangierten Fabriken und Kaminen. Wir wechseln, an einem Waschplatz, bei unserem Iveco die Farbe von „Wüstenstaubbraun“ zurück auf „Camperweiss“ :-). An der Aserbaidschanischen Grenze entlang geht’s weiter Richtung Armenische Grenze, bis wir am selben wunderbaren Schlafplatz landen auf dem wir bereits vor 5 Wochen nächtigten, etwa 20 Minuten von Armenien entfernt!

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