Kuwait

 

 

 

2.1. – 18.1.2023

Kuwait

Km: 770

Km Total: 25’470

 

Unser Bericht über Kuwait ist in folgende Kapitel aufgeteilt

 

Ø  Erste Eindrücke

Ø  Allgemeines

Ø  Besuchte Sehenswürdigkeiten

Ø  Übernachtungsplätze und Begegnungen

Ø  Mit Camper unterwegs: Wasser, Abwasser, Toilette und Gas

Ø  Ersatzteile für Iveco (Verteilergetriebe)

Ø  Fazit

 

 

Erste Eindrücke

Wir fahren im Dunkeln von der irakischen Grenze in Richtung Kuwait Stadt. Entlang der Strasse gibt’s nicht viel zu sehen, alles ist dunkel, vermutlich alles Wüste und Einöde. Doch was ist das? Entlang der Strasse breitet sich ein Meer aus Lichtergirlanden aus! Je näher wir der Stadt kommen umso mehr dieser Lichter tauchen auf. Von weitem sieht es aus, wie viele kleine Zirkuszelte, die sich in der Wüste verteilen. Beim näheren Betrachten sehen wir, dass es sich um beleuchtete Zeltlager handelt. Aber was zum Henker ist hier nur los? Nun, während unserer Zeit in Kuwait klärt sich dieses Rätsel. Während den kühlen Wintermonaten (Dez.-März) stellen viele Kuwaiti in der Wüste ihre Zeltlager auf und benützen diese quasi als Ferienwohnung, wo sie am Wochenende oder am Abend ihre Zeit verbringen. Oft sind diese Zeltlager sehr gut und grosszügig eingerichtet, mit Küchenzelt, Aufenthaltszelt, Schlafplätze, Wassertank, Toilette, Satellitenschüssel, Generator etc. In den letzten Jahren sind auch grosse amerikanische Wohnwagen und Wohnmobile in Mode gekommen. Jedes dieser Lager ist umzäunt mit einem grossen Sicht- und Windschutz. Die Privatsphäre wird bei den Arabern hochgeschrieben. Als Dekoration werden dann die Lichtergirlanden wie ein zugespitztes Dach über das ganze Lager arrangiert. Nun, so schön das Ganze auch aussieht, es hat leider wie fast alles auch seine Schattenseiten. Noch bis vor einigen Jahren waren diese Zeltlager überall und während des ganzen Jahres gestattet. Dies hatte gravierende Folgen für Flora und Fauna: z.B. wurde wertvolles und sehr rares Grasland, das normalerweise von Schafen, Kamelen und Wildtieren gefressen wird, besetzt oder niedergetrampelt; Unmengen von Müll wurde in der Wüste liegen gelassen, etc. Heute dürfen die Zeltlager nur noch während vier Monaten an ausgewiesenen Zonen der Wüste aufgestellt werden, man muss eine Lizenz erwerben und eine Kaution hinterlegen, die zurückerstattet wird, wenn der Platz sauber hinterlassen wird. Leider funktioniert der Punkt mit dem Müll nicht wirklich. Wir sind echt schockiert, was hier in der Wüste alles rumliegt! Hätten wir so nicht erwartet…

 

 

Allgemeines:

Kleidervorschriften gibt es in Kuwait zum Glück nicht. Trotzdem gehe ich mal vorsichtig auf Tuchfühlung und behalte mein „Gwändli“ am ersten Tag an. Kopftuch habe ich nach dem Grenzübertritt in den Irak bereits erleichtert abgelegt. Doch beim ersten Besuch eines Supermarkts zeigt sich, dass moderate westliche Kleidung kein Problem ist. Dennoch wird bei den Einheimischen die traditionelle Bekleidung noch sehr hochgeschrieben. Viele Frauen tragen die Abaya (langes, meist schwarzes Gewand) und Kopftuch. Eine Verschleierung (Niqab) tragen jedoch nur wenige. Die meisten Männer bekleiden sich mit dem langen, meist weissen Gewand und dem weiss-roten Tuch als Kopfbedeckung. Wie auf der ganzen arabischen Halbinsel ist auch in Kuwait der Ausländeranteil (inkl. Gastarbeiter) mit 70% sehr hoch! Vor allem Menschen aus Indien, Ägypten, Pakistan, Syrien, Iran, Palästina, Philippinen etc. arbeiten hier in den Niedriglohnsektoren (Baugewerbe, Gastgewerbe, Detailhandel, Hausangestellte etc.).

 

Das Einkaufen ist im Gegensatz zum Iran wieder sehr einfach. Man fährt in den riesigen Supermarkt und erhält alles, was das Herz begehrt. Ausser Alkohol, der ist in Kuwait strikt verboten (auch in Hotels!). Aber auch die Preise sind wieder auf westlichem Niveau! Und natürlich ist fast alles importiert. Karotten aus Australien, Knoblauch aus China etc. Daran müssen wir uns wohl für die nächsten paar Monate in den Golfstaaten gewöhnen. Kuwait ist stark auf Lebensmittelimporte aus anderen Ländern angewiesen. Ca. 90 % der Fläche Kuwaits ist landwirtschaftlich nicht nutzbar! Aber es gibt tatsächlich auch einheimisches Gemüse, wie z.B. Tomaten, Gurken, Auberginen, Salat, Kräuter etc.  Die bestehenden Farmen sind allerdings auf stetige Bewässerung und Gewächshäuser angewiesen. Die natürlichen Wasserressourcen sind minimal; derzeit werden entsalztes Meerwasser und Brackgrundwasser für die Landwirtschaft genutzt. Das Land ist bestrebt mit innovativen Anlagen, wie z.B. vertikaler Landwirtschaft, seine Nahrungsmittelproduktion auszubauen und Ernährungssicherheit zu schaffen.

 

Auch mit der grossen Auswahl an Restaurants schweben wir im siebten Himmel! Wir steuern vor allem die vielen indischen Restaurants an, die meist leckere vegetarische Gerichte im Angebot haben. Auch sehr gut vertreten sind jegliche amerikanische Restaurantketten und Cafés wie Starbucks etc. 

 

Natürlich gibt es auch die grossen Einkaufszentren mit vielen bekannten Fast-Fashion Marken und auch für die Oberschicht ist mit Gucci und Prada gesorgt. Wir verirren uns eigentlich mehr per Zufall in Kuwaits grösstes Einkaufszentrum „The Avenues“. Auf der iOverlander App finden wir ein Versicherungsbüro, steuern dieses an und parkieren vor dem länglichen Gebäude. Erst als wir bereits einige Kilometer innerhalb des Gebäudes zurückgelegt haben, merken wir, wo wir eigentlich sind :-).

Dieses Einkaufszentrum ist nicht in die Höhe gebaut, sondern in die Länge. Es gibt sogar Taxis, die einem durch die Einkaufsstrasse chauffieren. Wir kaufen auch unsere lokale SIM Karte hier, zu einem unschlagbaren Preis von CHF 15.- für 100 GB!

 

Im Strassenverkehr fällt uns auf, dass vorwiegend SUVs und normale Limousinen unterwegs sind. Kleinwagen sind eine Seltenheit. Auch die Hausfrau fährt mit dem fetten Landrover ins Einkaufszentrum. Die massiven und kilometerlangen Flyovers (Strassenüberführungen) sind eindrücklich, machen aber die Navigation zu einer Challenge ;-). Der Verkehr im Allgemeinen ist sicherlich etwas gesitteter als im Iran, jedoch wird auch hier gerne gedrängelt.

 

Landschaftlich haben wir in Kuwait leider nicht viel Spannendes entdeckt. Das kleine Land ist vorwiegend flach, wüsten- und steppenartig. Es gibt nur ganz vereinzelte kleine Erhebungen und felsige Stellen. Ganze Landstriche sind übersät mit Stromleitungen und riesigen Masten. Entlang der Küste begegnet man oft riesigen Ölraffinerien. Auf dem Weg zur Kamelrennstrecke kommen wir in ein Gebiet mit vielen „Bauernhöfen“, wo Schafe, Ziegen und Kamele gehalten werden. Momentan gibt es sogar auch einige Flecken mit grünem kurzem Gras, das von den umherziehenden Tieren genüsslich verschlungen wird. Wir können uns allerdings nicht vorstellen, was die Tiere im Sommer fressen… Einige Bauernhöfe bestehen nur aus Zeltlagern, wir gehen davon aus, dass diese nicht das ganze Jahr am gleichen Platz verbringen. 

 

Auch vom Wetter wurden wir etwas überrascht, denn es regnete ein paar Mal ziemlich stark und auch die Temperaturen waren tagsüber teils kühl (um die 15 Grad). Und wir dachten in der Wüste regnets nie ;-). Für uns war es amüsant, dass die Autofahrer übers Radio gewarnt wurden, dass es stark regnen wird. Es wurde darum gebeten, zu überprüfen, ob die Scheibenwischer auch wirklich funktionieren! Und auch die Notrufnummer wurde mehrmals erwähnt. Für die Einheimischen ist der Regen schon etwas Spezielles. Das merkten wir auch daran, dass bei Regen viele mit eingeschalteten Warnblinkern unterwegs waren! Auch die ganze Infrastruktur ist nicht auf starken Regen ausgelegt. Wir sahen viele überlaufende Schächte und sonstige überschwemmte Gebiete.  

 

 

Besuchte Sehenswürdigkeiten:

Unter anderem besuchen wir die wohl bekannteste Sehenswürdigkeit des Landes: die Kuwait Towers (Wassertürme) aus dem Jahre 1979, welche sogar den irakischen Angriffskrieg überlebten. Von der Aussichtsplattform aus haben wir eine tolle Aussicht über die Stadt.


Ein wirkliches Highlight ist die grosse Moschee, die in sieben Jahren gebaut wurde und 1986 fertiggestellt war. Im Besucherzentrum angekommen, müssen wir erst mal warten, denn Eintritt wird nur mit Führung gewährt und Maryse muss ein Ganzkörpergewand überziehen. Neben uns nehmen noch zwei Chinesinnen, ein Amerikaner und ein Kuwaiti teil. Eine Stunde lang werden wir von einer sehr freundlichen jungen Frau durch die Moschee geführt. Der Eintritt sowie die Führung sind übrigens kostenlos. Im Inneren findet gerade ein Koran-Wettbewerb statt, wo Buben oder auch junge Männer Verse aus dem Koran auswendig kennen müssen und dann eine Auszeichnung erhalten. Für die Wertung wird auf die Aussprache, die Sicherheit oder das bewusste Setzen von Pausen geachtet. Auch Mädchen und junge Frauen können am Wettbewerb teilnehmen, jedoch findet dieser an einem anderen Tag statt. Für uns ein eher merkwürdiger Anlass. Wir sind von der Grösse und der glamourösen, aus aller Welt importierten, Ausstattung überwältigt.

Im Inneren gibt’s Platz für 10'000 Gläubige. Natürlich wird der Islamische Glauben von seiner besten Seite gezeigt und erklärt.    

Eine weitere angebliche Top Sehenswürdigkeit ist der historische Einkaufsmarkt Souq Al Mubarakiya. Nach all den Basaren im Iran kam uns dieser hier etwas langweilig vor. Im Iran sind diese viel authentischer und lebendiger!

Aber wunderbar war das typisch kuwaitische Essen, das wir inmitten des Getümmels zu uns nahmen.

Natürlich stehen auch ein paar Museen auf dem Programm. 

Das Maritime Museum ist mit seinen Exponaten wirklich sehenswert. Neben der Geschichte der alten Schifffahrt und des Schiffbaus begeistern uns vor allem die antiken Instrumente und Bücher, die zur Navigation auf hoher See verwendet wurden!

Ein weiteres Museum ist das kleine aber sehr schmucke Automuseum, wo unter anderem Fahrzeuge ausgestellt werden, in denen Queen Elisabeth oder Präsident Eisenhower chauffiert wurden.

Jetzt steht noch das Dar Al Athar Al Islamiyya Museum auf dem Programm, welches archäologische Fundstücke aus der einzigartigen Al Sabah Kollektion beinhaltet. Bis zur irakischen Invasion im Jahr 1990 war diese Sammlung im Nationalmuseum ausgestellt. Während des Kriegs wurde ein grosser Teil der Sammlung geraubt oder zerstört, was als eines der grossen kulturellen Verbrechen des späten 20. Jahrhunderts gilt.

Ausserhalb der Stadt besuchen wir noch das Öl Museum. Kein Wunder gibt’s ein solches Museum hier, denn Kuwait hat das sechstgrösste Ölvorkommen weltweit. Einerseits ist dies ein topmodernes, interaktives und sehr interessantes Museum, wo man während der einstündigen Führung einen Einblick in die Geschichte der Entstehung des Öls vor Millionen vor Jahren, der Entdeckung, der Förderung und der Verwendung bekommt. Natürlich fehlt im Museum der Teil, wo die Auswirkungen auf die Umwelt sowie die Problematik des Klimawandels aufgezeigt werden.


Nebenbei eine traurige Tatsache. Kuwait produziert fast 100% seiner Energie durch fossile Energieträger. In der heutigen Zeit eine Schande für ein Land, das Geld hat und die Sonne an 340 Tagen pro Jahr scheint.

Übrigens sind alle von uns besuchten Museen kostenlos.

Auch dem Fischmarkt statten wir einen Besuch ab. Einer der Fische ist 27kg schwer und kostet 270 Franken. Um dort zu arbeiten muss man doch gegen diesen Geschmack resistent sein :-) 

 


Nun zu einer etwas umstrittenen Attraktion. Wir fahren 30km nach Süden, zum Kuwait „Camel race track“. Am Abend vor dem Rennen übernachten wir in der Nähe und sehen zig Gruppen von Kamelen, die meist von Afrikanern zum Laufen ausgeführt werden.

Am nächsten Tag gehen wir erst mal in der Nähe Mittagessen und werden prompt von einem der Gäste eingeladen. Nun zum Kamelrennen selbst. In verschiedenen Gruppen starten die Kamele auf dem 4-5 Kilometer langen Track. Die Kamelbesitzer machen sich im Auto startklar, um ihr Kamel anzufeuern. Die Tiere rennen los und gleichzeitig fährt eine Lawine von Geländewagen dicht beieinander nebenher.

Auf den Kamelen sitzen nur noch sogenannte Roboter-Jockeys, eine Apparatur mit einer Peitsche, die auf die Kamele einschlägt. Noch bis vor ca. 20 Jahren sassen Menschen, meist sehr junge Männer oder Kinder, auf den Kamelen. Diese sogenannten Kinder-Jockeys wurden in Pakistan (und vermutlich anderen Ländern) im Alter von 4 Jahren in die Golfstaaten entführt und als Kamelrenn-Jockeys herangezogen. Mit etwa 8 Jahren nahmen sie als absolute Leichtgewichte an den Rennen teil. Diese menschenverachtenden Methoden wurden international stark kritisiert und im Jahr 2005 in Kuwait schlussendlich verboten. Auch für die Tiere scheint das Rennen kein Zuckerschlecken zu sein, denn am Ende des Rennens sehen sie mit ihrem schaumigen Maul auch nicht gerade glücklich aus. Ob es nun Tradition oder Tierquälerei ist, sei dahingestellt…  

Hier noch ein paar weitere Bilder der Stadt. Architektonisch hat die Stadt doch ein paar interessante Gebäude.

 

 

Übernachtungsplätze und Begegnungen:

Nach der ersten Nacht auf dem Parkplatz einer Shopping Mall zieht es uns am Nachmittag ans Meer. Nicht gerade der schönste Platz. Wie überall hat es Müll, daneben gibt zur Unterhaltung der unzähligen einheimischen Campinggäste, Quad-Bikes, Pferde und Kamele.

Nach kurzer Zeit entdeckt uns der Kuwaiti Arem und lädt uns in sein Camp ein. Er hat hier drei Zeltlager zum Vermieten aufgebaut, jedes davon ausgestattet mit einer Art Bauwagen mit Küche, Toilette und Aufenthaltsraum, welche er übrigens selbst gebaut hat und uns stolz präsentiert. Drei Stunden plaudern wir mit ihm, trinken Tee, essen Kekse und er will unbedingt, dass wir hier bei seinem Camp übernachten. Also machen wir doch dies. So verbringen wir eine Nacht im Iveco beim Camp. Am Morgen kommt der liebenswerte Arem nochmals vorbei und wir ziehen weiter.


Die nächsten Nächte verbringen wir etwas näher an der Stadt. Wieder am Meer. Wir erwachen jeden Morgen und sehen unzählige Flamingos, die sich im seichten Küstenwasser die Bäuche mit Kleintieren vollschlagen. Angeblich sind diese schönen rosa Vögel das ganze Jahr hier.

Wir gehen zu Fuss ins naheliegende Einkaufscenter und entdecken an unserem Strand ein Rudel winzige junge Hunde. Deren 11 Stück! Wie sich herausstellt, hätten wir ihnen nicht lieb zureden sollen, denn das Ganze endet fast in einem Desaster. Zuerst verfolgt uns einer der kleinen Tollpatsche zur Strasse, wir rennen ihm davon und verstecken uns. Ist er wieder zurückgelaufen? Nein, ist er nicht! Wir sehen den Welpen völlig verwirrt mitten auf der Strasse und Autos sind am heranrollen. Meine Güte, der arme Kerl wird fast über den Haufen gefahren. Ein Wagen hält vor dem Hündchen an, um ihn vor den anderen Fahrzeugen zu beschützen. Wir gehen mitten in den Verkehr, packen ihn und tragen ihn den ganzen Weg zurück! Während dem wir wieder bei den Hunden sind, hält neben uns ein Einheimischer an und schaut uns zu. Da es im Moment wirklich kalt ist, suchen drei kleine Hunde sofort Wärme unter dem warmen Auto des Mannes und wir bekommen sie nicht mehr weg! Was für eine Aufregung! Einer ist noch drunter und wir haben das Gefühl, der Mann könne jetzt langsam losfahren. Er fährt extrem langsam los. Und jetzt der Schock! Der winzige Hund hebt es beim Hinterrad in die Luft! Der Mann stoppt sofort! Ist der winzige Hund tot? Ich krieche unter das Auto, er bewegt sich! Aber er ist mit dem Genick in einem 3 cm Spalt zwischen Felge und Bremse eingeklemmt! Schnelles analysieren der Situation. Nun drücke ich mit Kraft den Hund aus der Bremszange heraus und nehme ihn hervor! Lebt er noch? 

Unsere Gedanken gehen so weit, dass wir uns fragen, ob wir den armen Kerl töten müssen damit er nicht mehr leidet! Aber er steht auf allen Vieren als wir ihn aufsetzen. Er scheint einigermassen OK zu sein!! Wir legen ihn und ein paar andere Hundchen in die, aus Kartonschachteln und alten Tüchern improvisierte Hundehütte zurück zu den anderen Vierbeinern. Wir befestigen das Tuch mit Steinen so dass die kleinen eingesperrt sind bis wir weg sind :-). Wir gehen einkaufen, unter anderem Hundefutter und dann ist Fütterungszeit und sogar der mit dem halben Genickbruch frisst etwas.

Einige Tage später können wir die Hunde nicht mehr auffinden und fragen uns bis heute, was wohl mit ihnen geschehen ist. Hat sie jemand mitgenommen? Wir hoffen es.


 

Um einmal wirklich unsere Ruhe zu haben, fahren wir über eine 27km lange Brücke nach Shumaymah, ausserhalb der Stadt. Aber der hohe Verkehr auf der mehrspurigen Brücke verheisst nichts Gutes, wir sind wohl nicht die einzigen dort! Auch hier sind Hunderte von Camps. Wir stellen uns mitten in der Wüste hin. In den Tagen schreiben wir weiter an den Iranischen Berichten. Wie zu erwarten, wimmelt es hier an Quads und Offroad-Fahrzeugen, die uns zum Teil mitten in der Nacht den Schlaf rauben. In der Nähe hat es noch alte Gebäuderuinen, von denen wir nicht genau wissen, woher sie stammen.

Etwas kurios ist auch die sogenannte „Bridge to nowhere“ (Bild 3, am Horizont rechts). Die 2km lange, gesperrte Strassenbrücke führt auf die Insel Bubiyan, ein militärisches Sperrgebiet. Doch es ist mehr als nur eine Brücke, denn sie verstärkt den Anspruch Kuwaits auf die Insel, angesichts früherer Ansprüche sowohl des Iraks als auch des Irans. Kuwait war so sehr daran interessiert, seinen Anspruch auf die unbewohnte, flache und karge Insel sowie die benachbarte Wasserversorgung aufrechtzuerhalten, dass, als die Iraker 1991 den mittleren Abschnitt der Brücke sprengten, die Kuwaiti sie schnell wiederaufbauten, obwohl sie nirgendwo hinführt!

 

Die Tage vergehen und wir sind wieder zurück beim Schlafplatz mit den Flamingos und den kleinen Welpen. Zwei Frauen, die wir bereits das letzte Mal trafen, klopfen an unsere Haustür. Suzi und Dona. Wir plaudern und sie offerieren uns alles Mögliche, von Dusche bis zu einer warmen Mahlzeit oder was auch immer wir benötigten. Wir denken nach, am meisten könnten wir eine Waschmaschine gebrauchen. Sie geben uns eine Telefonnummer und so landen wir zwei Tage später vor dem Haus, um unsere Kleider waschen zu können. Aber nicht etwa vor dem Haus von Suzi oder Dona, wie wir eigentlich erwartet haben. Als wir aus dem Auto aussteigen, empfängt uns ein wildfremdes Paar und heisst uns in ihrem Zuhause herzlich willkommen. Es sind Freunde von Suzi und Dona und wir haben anscheinend deren Telefonnummer erhalten :-). Und wir haben die ganze Zeit gedacht, wir kommunizieren mit Dona :-).

Wie auch immer, wir starten die Wäsche und plaudern mit Latif und Ghadeer, beides Einheimische, er aber mit deutschen Wurzeln. Bald kommen ihre Töchter und Bekannte aus den USA/Kuwait vorbei, ein spannender Mix zum Plaudern. Wir werden auch gleich zum leckeren Mittagessen eingeladen. Am Abend fahren wir mit zwei Säcken sauberer Wäsche, einem Topf Linsenssuppe, zwei Becher Ashsuppe, zwei Schachteln Datteln und einem Glas Chilipulver wieder an unseren Platz bei den Flamingos zurück. Wir sind sehr dankbar für alles und freuen uns, diese herzlichen und gastfreundlichen Menschen kennengelernt zu haben.


 

 

Mit Camper unterwegs: Wasser, Abwasser, Toilette und Gas:

Wie bereits im Iran gibt es in Kuwait keinen einzigen Campingplatz. Wie erledigen wir also all unsere Bedürfnisse?

 

Wasser auffüllen:

Wir sind seit vier Tagen in Kuwait und unser Wassertank ist nahezu leer. Überall in der Stadt sehen wir Wasserspender mit Filter für Trinkwasser, wo die Leute ihre Trinkflasche auffüllen können. Das Wasser in Kuwait wird ausschliesslich aus Entsalzungsanlagen gewonnen, dann mit unzähligen kleinen Tanklastwagen in der Stadt verteilt und dort in Wassertanks abgefüllt. Ein Wasserleitungsnetz gibt es hier nicht. Wir haben bei einem dieser Wasserspender Glück und es kommt genügend Druck, damit wir etwa 100L einfüllen können.

Einige Tage später sind wir wieder knapp mit Wasser und versuchen vergebens bei solchen Wasserspendern aufzufüllen. Entweder es kommt nichts oder zu wenig, und wir sind auch nicht sicher, ob es OK ist, einfach mal 200L abzufüllen! Und so steuern wir einfach eine der Abfüllstationen der LKW’s an. Diese werden natürlich von oben mit grossen Schläuchen aufgefüllt! Kleine Schläuche hat es keine. Was nun? Übrigens sind hier nur Inder an der Arbeit, und zu unserem Erstaunen kann fast keiner Englisch. Dennoch finden wir schnell eine Lösung.


Wir füllen direkt ab LKW mit einem kleinen Schlauch Wasser in unseren Tank während oben das Wasser in den LKW fliest. Wir geben dem LKW-Fahrer ein Trinkgeld von 3.- und fahren 200kg schwerer davon.

 

Abwasser loswerden:

Wir haben keine andere Möglichkeit als das Abwasser einfach irgendwo rauszulassen. Was wir dennoch beachten ist, dass wir nicht in der Nähe von Picknick-Plätzen sind oder wo sich Tiere befinden. Also oft ausserhalb der Stadt am Strassenrand. Zudem benutzen wir fast ausschliesslich biologisch sehr gut verträgliche Mittel und gehen mit diesen sparsam um. In Kuwait landet übrigens nach wie vor 25% des generierten Abwassers ungeklärt im Meer oder im Boden.   

 

WC entleeren:

Auch dies ist eine Seite des Campens. Entweder entleeren wir unser WC bei Tankstellen, öffentlichen Toiletten oder wenn wir in der Wüste sind, graben wir ein grosses Loch und bedecken es wieder gut. Hier haben wir kein schlechtes Gewissen, wenn man die Tausenden von Camps ausserhalb der Stadt sieht, die es genau gleichmachen.

 

Gas auffüllen:

Nun, dies ist eine interessante Geschichte. In allen bisherigen Ländern war das Auffüllen unseres fix installierten Tanks kein Problem und man findet problemlos eine Tankstelle welche Gas hat. Hier in Kuwait ist es anders. Es gibt unzählige Lager die Gasflaschen verteilen, aber keine Tankstelle, welche Gas ab Zapfsäule hat. Wir verbringen einige Stunden mit herumfahren, fragen und suchen. Nichts. Auch auf den APP iOverlander oder park4night ist keine einzige Station aufgeführt. Unsere letzte Chance, ein Wohnmobilhändler ansteuern und nachfragen. Endlich, dieser kann uns weiterhelfen! Es gibt eine einzige Station in ganz Kuwait, aber diese hat nur bis 12:30 Uhr offen! Wir verschieben das Projekt auf einen anderen Tag.

Jetzt aber! An unserem letzten Tag in Kuwait gehen wir zu dieser Gas-Abfüllstation im Süden des Landes und erwarten eine Art Tankstelle. Dem ist aber nicht so! Wir befinden uns mitten in einem Gas- und Ölindustriegebiet und es fühlt sich so an als käme das Gas hier direkt zum Boden raus ;-). Wir stehen vor einem grossen Stahltor. Einer begrüsst uns und sagt wir sollen warten. Wir dürfen wenige Minuten später reinfahren, aber zuerst müssen wir die Pässe, den Fahrzeugausweis und unsere Handys abgeben! Aus Sicherheitsgründen, keine Fotos! Unsere Personalien werden aufgenommen und wir warten in einem Büro. Ein anderes, grosses amerikanisches Wohnmobil eines Einheimischen verlässt den Ort und wir dürfen zum Tankplatz am Rande einer Lagerhalle fahren. Wir müssen sofort wieder zurück ins Büro, da wir eigentlich keinen Zutritt in diesen Teil des riesen Areals haben. Jetzt müssen wir noch warten bis der Sicherheits-Chef kommt und das Ganze gutheisst. Endlich! Er ist da und wir besprechen das Auffüllen. Er will den Tankstand sehen, aber diese Anzeige ist bei uns defekt. Wir wissen also nicht genau wieviel reingeht. „wir nehmen einfach 10kg“ schlagen wir vor. Aber die Gasabfüllstation hat gar keinen Zähler! Nach etwas hin und her können wir sie überzeugen, dass wir einfach tanken bis nichts mehr reingeht, denn wir haben einen Sicherheitstank bei dem nichts passieren kann. Wenn der Druck in der Leitung gleich gross ist wie im Tank geht ja einfach kein Gas mehr rein. Und so füllen wir. Niemand hat eine Ahnung wieviel rein geht! Wir vermuten um die 15kg.

Jetzt noch bezahlen. Zurück im Büro wird uns eine A4 Rechnung ausgestellt. 13$. Bezahlen können wir jedoch nur mit einer kuwaitischen Kreditkarte oder APP. Die freundlichen Angestellten finden eine Lösung. Sie lächeln und sagen wir müssen nichts bezahlen :-). Wir bekommen unsere Dokumente und Handys zurück, ziehen nach über einer Stunde zufrieden weiter und sind froh haben wir wieder einen vollen Gastank.

 

 

Ersatzteile für Iveco (Verteilergetriebe):

Diese Geschichte beginnt in Armenien, wo wir 5'000 km weniger auf dem Tacho hatten. Damals hatten wir die ersten Knackgeräusche vom Verteilergetriebe. Dann, 1000 km später, reparierte Yusef in Tabriz temporär das Verteilergetriebe. Aber wir bekamen im Iran, wegen der Sanktionen natürlich keine Ersatzteile. Anfangs Dezember beginnen wir mit dem Organisieren der notwendigen neuen Ersatzteile. Eine Kette und eine Schaltgabel fürs Reduktionsgetriebe. Wir kontaktieren die Iveco-Vertretung in Kuwait (KAICO) zwei Mal per Mail, erfolglos. Keine Antwort! Dann erreichen wir per Telefon Huzefa von KAICO. Die Schaltgabel ist verfügbar, aber die Kette nicht. Auch nicht in der Schweiz! Laut Huzefa kann die Schaltgabel bestellt werden, wenn wir die Hälfte des Betrags überweisen. Aus dem Iran ist dies nicht möglich und so muss Maryse’s Mutter, Christa, per Western Union über 200.- nach Kuwait an Huzefa senden. Auf jeden Fall ist am 17. Dezember alles erledigt und das Teil bestellt. Liefertermin: 2-3 Wochen. Die Kette können wir glücklicherweise dank guten Beziehungen selbst auftreiben! Das Verteilergetriebe kommt aus den USA, aus einer Firma, wo ich früher sehr oft arbeitete. Also schreibe ich einen guten Kollegen an. Und prompt findet er im Keller eine Kette und versendet diese nach Kuwait. Super, Danke Dave, wenn du dies liest :-)! In den nächsten vier Wochen fragen wir insgesamt 9-mal bei Huzefa nach. Die Antworten variieren von „ich prüfe“ über „ich kann nicht schauen, das System geht nicht“ bis „in drei Tagen ist es da“. Am 16. Januar haben wir endgültig genug, gehen bei Huzefa vorbei und wollen die Tracking Nummer der Sendung prüfen. Jetzt trauen wir unseren Ohren nicht! Was hat er da gerade gesagt? Das Teil wurde nicht verschickt und ist nicht einmal verfügbar! Schockiert stehen wir im modernen Laden!


Immerhin bekommen wir jetzt die Kette, die aus den USA hierher gesendet wurde. Aber die Gabel?! Nun wollen wir aber unsere 210 Franken Anzahlung wiederhaben. Huzefa und sein Kollege an der Kasse, beide ursprünglich aus Indien, sagen: „In zwei bis drei Tagen könnt ihr das Geld holen“. Jetzt platzt uns der Kragen und mit sehr aufgebrachter Stimme erkläre ich ihnen, dass wir das Geld jetzt wollen und garantiert nicht noch länger warten. Und siehe da, es klappt und wir verlassen das Gebäude! Wir sind immer noch fassungslos über die völlige Unfähigkeit dieser Leute.


Nun, am Abend, kontaktieren wir in Saudi-Arabien die Iveco-Vertretung und finden heraus, dass die Gabel effektiv nicht verfügbar ist. Nach etwas suchen finden wir eine neue Gabel auf Ebay Italien. Wir bestellen die Gabel auf Ebay. Sie geht zuerst zu meiner Schwester nach Frankreich (die Italiener versenden nur in EU Länder wegen dem Zoll), dann zu Freunden in die Schweiz und irgendwie nach Saudi-Arabien. Hoffen wir, dass der Iveco weitere 1000-2000 km durchhält.  

 

 

Richtung Saudi-Arabien Grenze

Die Strecke in den Süden ist von der Ölindustrie geprägt. Ein letzter halt machen wir nur wenige Kilometer vor der Grenze.  Eine künstlich angelegte Wohnanlage mit Restaurants, Shops, mehreren Häfen und vielen Wohngebäuden. 

 

 

Fazit:

Das Land Kuwait sowie Kuwait City ist sicher einen Besuch wert, wenn man sowieso durch Kuwait fährt oder einen Zwischenhalt mit dem Flieger macht. Extra nach Kuwait zu fliegen lohnt sich sicher nicht, da es nicht an Städte wie Dubai herankommt. Wir fühlten aber wohl und hatten endlich etwas Zeit zum Berichte schreiben und die letzten Wochen im Iran zu reflektieren und zu verdauen.

.Ende